Text: Lucas Vogelsang und Benni Kuhlhoff
Andreas Bock und Dirk Gieselmann verzichten auf die Grillparty. Sie sind Vegetarier (nicht aus Tierliebe, sondern aus Pflanzenhass).
Die Kollegen Lucas Vogelsang und Benni Kuhlhoff gehen schon mal einkaufen. Hier ihre Liste:
- Acht Kilo Mett
- Ein bisschen Mett überhin, falls Besuch kommt
- Mett
- Benzin
Am Samstag um 15:15 Uhr schmeißen sie den Grill an. Kommt alle!
Freitag, 24. April 2009, 11:30 Uhr
Noch 28 Stunden bis zum Anpfiff des Südwest-Grillschlagers zwischen dem FC Bayern München und Schalke 04.
Die Anspannung vor dem fleischigsten Spiel der Bundesligahistorie steigt. Ganz besonders bei 11Freunde-Mitarbeiter, Schalke-Blumenkind und Ur-Kumpel Benni Kuhlhoff (Spitzname: Kuhli Schlumpf). Kuhlhoff darf morgen zum ersten Mal ans Buchstabenpiano und ist deshalb völlig übermotiviert:
Heute hat er sich von seinem Praktikanten-Gehalt einen leeren Büroraum in Berlin-Hohenschönhausen gemietet, will von da aus tickern. Bis dahin sitzt er dort aber alleine an einem aufblasbaren, neonrosafarbenen Schreibtisch auf dem eine Computer-Attrappe aus dem IKEA- Ausstellungsbereich steht und raucht Würste. Nicht nur, um sich mental auf das Spiel einzustellen. Dabei wirkt er wie eine Mimikfusion aus Clemens Tönnies und Mr. Oizo. Irgendwie flatbeatig.
Freitag, 24. April 2009, 15:39 Uhr
Noch knapp 24 Stunden bis zum Anpfiff.
Soeben erreicht mich eine SMS vom Kollegen Vogelsang. Der Inhalt: »Habe mir aus dem ganzen Hackepeter eine lebensgroße Orlando Engelaar-Figur geformt. Wir beiden wollen uns jetzt in die Sonne legen. Tut mir leid. Kannst Du noch welches besorgen?« Der zweite Tiefschlag, nachdem mir heute morgen bereits der Vermieter meines neuen Büros in Berlin-Hohenschönhausen fristlos gekündigt hat. Der Grund: Zu starker Wurstgeruch. Lächerlich! Man wird ja wohl mal eine rauchen dürfen.
Ob das klappt, erfahrt ihr hier! 14:30 Uhr
Das Fiasko geht weiter. Vogelsang hat kein Hack mehr bekommen. Präsentiert stattdessen zwei Maiskolben. »Sind auch lecker«, sagt er mit stolzem Grinsen. Wo fängt Mobbing eigentlich an?
15:00 Uhr
Bayern München gegen Schalke 04. Rekordmeister gegen Herzensmeister. Auf dem Papier zumindest noch immer ein Topspiel. In dieser Saison aber eher nur ein halbes. Denn die Schalker befinden sich auch in dieser Sasion auf einem kräftezehrenden Selbstfindungstrip mit hohem Personalverschleiß und haben sich längst stolpernd aus dem Meisterschaftsrennen verabschiedet.
Trotzdem sind die Rollen in diesem Beinahe-Schlager unklar verteilt, weil die Königsblauen unter der Führung der drei Supernasen Mulder, Reck und Büskens plötzlich den Fußball wieder entdeckt haben und nach zuletzt drei Siegen derzeit innig mit dem Trend befreundet sind. Das dürfte auch Hobby-Trendforscher Uli Hoeneß zu denken geben.
Nur scheint sich der Bayern-Manager vor dem Spiel weit weniger Sorgen zu machen als der bajuwarische Boulevard, der bereits, völlig hysterisch und ähnlich realitätsfern wie eine Klinsmannsche Spielanalyse unter Endorphin-Einfluss, Kevin Kuranyi zum Bayern-Alptraum und „Schalenwegknaller“ hochstilisierte.
Doch derzeit scheint der FC Bayern München wie in Zuckerwatte gehüllt.
Jürgen Klinsmann trägt seit Tagen ein Selbstbewusstsein zur Schau wie sonst nur Michael Ammer auf Kokain und hat seinen Spielern das Dauergrinsen ins Gesicht tätowiert. Die Stimmung beim FCB ist laut Herman-van-Veen-Imitator Mark van Bommel deshalb nicht nur „überragend“ sondern auch noch superklassetoll und auch: supi.
Aus diesem Bälleland der guten Laune heraus fordert Klinsmann nun die Maximalpunktzahl aus den letzten sechs Spielen.
Lukas Podolski hat schon mal mit den Fingern nachgezählt und weiß: dazu brauchen die Bayern heute einen Sieg gegen Schalke.
15:08 Uhr
Beckenbauer sagt erneut, dass seine Bayern die Meisterschaft in diesem Jahr nicht brauchen. Ist damit ähnlich glaubwürdig wie Daum nach seiner Haarprobe. Derweil hocken die Auswechselspieler bereits auf der Bank. Verkleidet als Nonnen. Hoffen auf Mitleid von Schalker Seite. Billiger Trick.
15:12 Uhr
Youri Mulder , im feinen Ausgehjogger gehüllt, scheint gerade erst aufgestanden zu sein. Schaut reichlich schlitzäugig aus der Wäsche. Nickles will ihm den Schlaf aus den Augen reiben. Mulder blockt ab. Langsam wird es intensiv.
15:19 Uhr
Vogelsang lässt seine hervorragenden Kontakte spielen. Podolski sendet ihm die Aufstellungen exklusiv per Kurzmitteilung aus dem Entmüdungsbecken. Jeden Namen einzeln. Er lernt es wohl nie.
München: 22 Butt - 30 Lell, 3 Lucio, 6 Demichelis, 21 Lahm -
16 Ottl, 17 van Bommel, 15 Ze Roberto - 20 Sosa, 7 Ribery - 9 Toni - Trainer: Klinsmann
Schalke: 1 Neuer - 18 Rafinha, 2 Westermann, 20 Krstajic, 24
Pander - 27 Sanchez, 13 Jones, 3 Kobiaschwili - 19 Halil Altintop,
22 Kuranyi, 17 Farfan - Trainer: Büskens
15:25 Uhr
Michael Rensing hat unter der Woche radikal auf seine Degradierung zur Nummer 2 reagiert und seinen ganz persönlichen Trainingsplan entwickelt, um wieder ins Tor der Bayern zurückzukehren: Seit Tagen schiebt er Extraschichten mit einigen Amateuren, ausgewählten Kiebitzen und Jugendspielern, die ihn wahlweise anspucken, beleidigen oder mit Bananenschalen bewerfen müssen.
Dabei trägt er seinen Oliver-Kahn-Pyjama und gelt sich die Haare ausschließlich mit Wellaflex MEN. Geholfen hat es bislang nichts: Auch heute steht wieder Klinsmann-Liebling Jens Lehmann, Verzeihung, Hans-Jörg Butt in der Startelf der Bayern.
15:28 Uhr
Während Thomas Hitzlsperger in Stuttgart über das Wesen des Bajuwaren philosophiert, Sebastian Hellmann gedankenverloren die Alterfleckens auf Franz Beckenbauers Stirn zählt und Franz Beckenbauer angestrengt die Quersumme aus seinem Handicap mit dem Punktekonto der Bayern verrechnet und dabei hofft, nicht doch noch einer Verschwörung der Illuminaten auf die Schliche zu kommen, nutzen wir die verbleibenden Minuten bis zum Anpfiff für einen zu diesem Münchner BBQ-Nachmittag entfernt passenden Pausenfüllerwitz: Warum kommen Grillen nicht in die Kirche? - Na, weil sie Insekten sind.
Nicht lustig? Kollege Kuhlhoff ist da anderer Meinung, kippt vom Stuhl und hat vor lachen einenn ganzen Chupa-Chups-Lutscher verschluckt. Mit Stiel. Röchelt jetzt nur noch und hat schon eine ganz blaue Zunge. ich hoffe nun, dass es ein Färblutscher Waldbeere war. Habe nämlich die Nummer der Feuerwehr vergessen.
15:30 Uhr
Mark van Bommel, der es gar nicht so schlecht findet, wenn man sich mal prügelt, gewinnt die Seitenwahl. Bayern stößt an. Van Bommel ist bereits gelbgefährdet. Findet aber auch das nicht schlimm.
1.
Die Schalker sind noch nicht richtig auf dem Platz. Marcel Reif indes ist wie immer von Beginn an voll da: »Die Bayern machen sich einen Spaß, die Schalker schauen zu.« In Kollegenkreisen nennen sie ihn auch deshalb »Das Seziermesser«.
2.
Gleich die erste Ecke für Bayern. Ribery hebt den Ball lustlos in den Strafraum und kontrolliert dann, ob seine Schuhe heute farblich zur Bandenwerbung passen.
5.
Jetzt spielt auch Schalke mit. Aber Farfan macht den Ribery. Entfernt danach mit einer Pinzette lästige Grashalme und ein bisschen Erde von seinem Trikot. Wirbt ab der nächsten Saison für Henkel.
8.
Reif zweifelt erst daran, dass die Mannschaft des FC Schalke überhaupt den Weg ins Stadion gefunden hat. Vermutet, dass Tönnies einfach die komplette Nachtschicht aus seinem Fleischwerk aufgestellt hat. Fabuliert dann, dass sich wohl ein »munteres Spiel« entwickeln wird. Das gibt Abzüge in der B-Note.
9.
Sanchez geht über das dritte Seil wie der Ultimate Warrior in seiner besten Zeit. Aber er steht wieder. Aufatmen. Wird warten ab jetzt auf seinen Finishing-Move: Die eingesprungene Heckmatte.
10.
Fast-Bayer und Noch-Schalker Rafinha hat sich imposante Kotletten stehen lassen. Sieht jetzt aus wie ein Mischung aus Elvis Presley und dem Li-La Launebär - in schlecht gelaunt.
14.
Gähnende Langeweile macht sich breit. Der Münchener Strafraum wird ignoriert, als hätte sich Hans-Jörg Butt vor der Partie bei der neuen Sat.1 Supershow »Bitte meide mich« beworben. Moderiert von Jörg Wontorra.
20.
TOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOR! Ecke Pander, Altintop springt zwei Zentimeter hoch und nagelt das Ding per Kopf rein. Ottl schläft und Butt versucht sich als beste Rensing-Kopie seit Rensing selbst.
21.
Butt sieht beim Tor aus wie eine Mischung aus dem Brandt-Zwieback-Jungen, Michael Rensing, beim Versuch seinen Strafraum zu beherrschen und Munchs Schrei. Angsteinflößend infantil und hilflos.
23.
Den Bayern ist das Grinsen aus dem Gesicht gefallen. Klinsmann muss sein Hemd wechseln. Der Angstschweiß hat die Konturen von Erich Ribbeck auf seinen Rücken gezeichnet. Klinsi klebt sich jetzt große, gelbe Schwämme unter die Achseln. Hoeneß schickt Podolski zum nächste Schlecker: Er soll Axe-Dry holen.
25.
Bis zum Führungstreffer wirkten die Schalker wie eine hessische Butterfahrt-Reisegruppe im Spreewald. Jetzt stochern nur noch die Bayern.
28.
Bei Hoeneß klingelt das Handy: Poldi ist dran, zittert. Beim Versuch, das Wort Antitranspirant zu buchstabieren, hat er sich das Kleinhirn gezerrt. Hoeneß will Müller-Wohlfahrt um Rat fragen. Dann fällt ihm auf, dass der nicht mehr da ist. Schockstarre.
30.
Chance für Bayern. Doch nicht. Lell am Ball.
32.
Ein Spiel wie ein Low-Budget-Porno: Überharte Zweikämpfe an der Grasnabe. Mal zu zweit, mal zu dritt, manchmal sogar im Rudel. Wo bleibt da die Romantik. Miro Klose, bitte melden!
34.
Das Spiel döst jetzt in der Sonne. Zeit für einen kurzen Seitenblick:
Auf der Bank der Bayern verfolgt heute ein gutes Dutzend Ordensschwestern das Spiel. Unter ihnen befindet sich jedoch auch ein Fake: Paul Breitner, mit Fatsuite und Langhaarperücke, will sich so schon mal, ganz inkognito, seine neue Mannschaft ansehen. Wer ihn entdeckt, bekommt ein Eis (wahlweise ein BumBum oder ein Ed v. Schleck).
35.
Weltparade. Ribery schießt den Ball laut Reif »durch Kristajic durch.« Doch Kristajic ist der Terminator. Das Loch wächst sofort wieder zu.
36.
Freistoß Bayern. Latte! Neuer schüttelt Kuranyi. Jetzt sind endlich alle wach.
38.
»Ich finde es gar nicht so schlecht, wenn man sich mal prügelt auf dem Platz«, hat van Bommel vor dem Spiel gesagt. Jones testet, wie ernst er es gemeint hat. Es kommt Stimmung auf, als würden alle auf der Kirmes vor der Boxbude warten. Nur Gelb.
40.
Schalkes Spiel ist ähnlich unansehnlich wie Chiara Ohoven. Dafür aber erfolgreicher.
42.
Bayerns Viererkette konfus: Lell, Demichelis, Lucio und Lahm wirken heute wie eine Breakdance-Kombo mit Ganzkörpertourette. Aber wenigstens sind sie in Bewegung.
45.
Seit dem Führungstreffer durch Altintop besitzt das Spiel einen Unterhaltungsfaktor unter der Kerner-Grenze. Da wäre es durchaus spannender, die Punkte auf der japanischen Flagge zu zählen.
45. +1
Deshalb und auch in Hinblick auf das aktuelle Ergebnis kurz vor dem Abpfiff noch ein Gedanke zur Trainerfrage beim FC Bayern: Wie kommt es eigentlich, dass in der Diskussion um die Zukunft der Bayern tatsächlich der Name Paul Breitner fiel. Es würde doch auch niemand auf die Idee kommen, den Kojoten danach zu fragen, wie man den Roadrunner fängt.
45. +2
Abpfiff. Schalke führt, Klinsmann eilt in die Kabine. Koffer packen. Oder die Taktiktafel mit Kraftausdrücken beschmieren. Eins von beidem.
HALBZEIT
In Zeiten der Wirtschaftskrise muss auch Premiere sparen: Beckenbauer und Hellmann spielen den Erdinger-Spot im Studio nach. Beckenbauer spielt Beckenbauer, Hellmann (Theater-AG 9. Klasse) ein Weißbierglas.
Massimo Oddo lungert neapolitanisch-bräsig auf der Bank und leckt an einem Schokoladen-Papier. Sieht dabei so glücklich aus wie der Enkel in der Werthers-Echte-Werbung. Wirkt aber gleichzeitig auch wie das personifizierte Klischee eines Italieners.
Anmerkung: seine Vespa steht im Halteverbot. Nicht schlimm, findet van Bommel.
46.
Wiedaranpfiff. Bayern jetzt mit Podolski, Schalke mit Phlegma. Unentschieden.
47.
Luca Toni hat sich wohl in der Halbzeit beschwert. Fühlte sich vorne allein wie ein Panda außerhalb der Paarungszeit. Poldi soll ihm nun ein paar Bambusstäbe suchen.
50.
Butt lässt den Ball abtropfen. Hat gesehen, dass Kuranyi heranstürmt und ahnte, dass keine Gefahr lauert. Diese Erfahrung zeichnet ihn aus.
53.
Schiri Fandel pfeift seit gefühlten zehn Minuten durch die Gegend. Versucht, die Fans zu »Klinsi raus«-Rufen zu animieren. Die lassen sich nicht darauf ein. Was ist nur los in der Allianz Arena?
55.
Konfuses im Schalke-Strafraum. Neuer macht den Butt, Sanchez dafür den Neuer. Wer ist wer? Keiner weiß es mehr. Einer muss doch hier den Überblick behalten. Zum Glück behält Vogelsang einen kühlen Kopf. Hat sich ein Stirnband aus Eisbonbons gebastelt.
57.
Keine Leidenschaft bei den Bayern. Nur Podolski ist hochmotiviert. Hat das »Spiel des Lebens« unter dem Arm. Findet aber keinen Mitspieler. Enttäuscht lässt er sich auf den Rasen fallen und spielt »Mensch ärgere dich nicht!« gegen seinen Schatten. Verliert.
60.
Auf der anderen Seite wirkt Kuranyi am Bayern-Strafraum so deplatziert wie ein Vampir im Solarium. Als Altintop ihn freispielen will, zerfällt er zu Staub.
62.
Riesenchance für Schalke. Sanchez (Turmfalke) zieht an Lucio (alternder Albatros) vorbei, wird aber von Lucio in guter alter Rummel-Tradition gestoppt und darf sich an einer Runde über Kopf erfreuen. Nachschuss Altintop. Aber Butt erinnert sich daran, dass er nicht Rensing, sondern Butt ist und hält. Die Situation ist bereinigt. Lucio und Sanchez kaufen sich einen Schnappschuss ihres Zweikampfes. Weiter geht's.
65.
Nächster Angriff der Schalker. Aber Sanchez, dem immer noch schwnindlig ist, schießt den Ball unter die Decke der Arena, hofft darauf, dass es gleich Luftballons regnet. Wird enttäuscht.
66.
Grimmepreisträger und Hobby-Ethnologe Reif bemüht sich um die korrekte Aussprache von »Demichelis«. Entscheidet sich für »Demitschälis« und wundert sich wahrscheinlich selbst am allermeisten, warum er jedes Wochenende wieder zur Arbeit kommen darf.
69.
GELB-ROT für Jones. Grätscht seinen Hau-Drauf-Bruder van Bommel mit einer gepflegten Flugrätsche um. Niemand beschwert sich. Hier scheint mittlerweile alles egal. Büskens reagiert und bringt Engelaar. Will das Spiel noch mehr verlangsamen. Geht das überhaupt?
70.
Jones mimt das Unschuldslamm. Dabei wirkt er jedoch so überzeugend wie ein stadtbekannter Pyromane, der mit einem Molotowcocktail in der Hand vor einer brennenden Lagerhalle steht und der Polizei irgendwas von Kurzschluss erzählt.
72.
Bayern-Urlauber Borowski kommt. Lell geht raus. Lell geht direkt zu Oddo und fragt, ob er sich seine Vespa leihen kann. Will jetzt noch mal schnell mit den Hunden raus.
75.
Klinsmann fragt Hoeneß, ob er sich noch warmmachen kann. Will jetzt voll in die Offensive gehen. Er selbst hat seine Schuhe vergessen.
76.
GELB-ROT Ribery. Hatte sich kurz zuvor mit Jones zum Eis essen verabredet. Großer Schokobecher mit Sahne steht auf dem Programm. Lell will sie hinten drauf nehmen. Es kann doch noch ein schöner Nachmittag werden.
78.
Van Bommel schlurft völlig verstört durch den Mittelkreis, kann nicht verstehen, dass schon zwei zum Duschen mussten und er immer noch auf dem Platz steht. Es ist nicht sein Spiel.
79.
Parallelweltschmelze in Reifs Sprecherkabine. Harmloser Freistoß von Schalke. Plötzlich schreit Reif: »Du säufst zuviel!« Schweigen. Nichts. Betretene Stille auch in der 11Freunde-Redaktion. Irgendwo zwischen Angst und Mitleid. Wen meinte Reif? Seinen Co-Kommentator, einen hölzernen Kippspecht oder Franz Beckenbauer, der schon wieder verstohlen an Sebastian Hellmann nippte. Keiner weiß es. Und Marcel Reif tut, als wäre nichts gewesen.
82.
Während Reif in seiner Sprecherkabine an seiner eigenen Spucke ertrinkt, hetzt Schalkes Sanchez in Warp-Geschwindigkeit über den Platz. Demichelis und Lucio wirken dagegen wie zwei alte mexikansiche Hunde aus einen Tex Avery Cartoon.
87.
Engelaar will jetzt den Bayern helfen. Legt den Ball nur knapp am eigenen Tor vorbei. Im Gegenzug hat ihm Luca Toni sein Trikot versprochen. Ist schließlich noch nicht verschwitzt. Wird nix.
89.
Büskens legt außen schon mal die Hula-Hoop Reifen zurecht. Will heute mit der Mannschaft richtig feiern. Klinsi fragt, ob er mitmachen darf. Vielleicht merkt dann keiner, dass er die Pressekonferenz schwänzt. Weiß wohl noch nicht, dass er da vielleicht sowieso nicht mehr hin muss.
92+2
Bayerns Angriffsbemühungen sind ungefähr so spritzig, wie der Antritt einer Wanderdüne. Die Schalker lassen sie aber einfach weitermachen.
90+4
Neuer mit der zweiten Jahrhunderparade. Rennt kahnesk zur Eckfahne und liebkost diese. Rensing hat bereits die Digitalkamera aufs Stativ gestellt. Hat endlich das Intro für seinen Mehrteiler »So werd ich zu Olli Kahn«. Endlich eine Lebensaufgabe.Neuer als Kahn, Altintop als Altintop, Klinsmann als Erich Ribbeck.
Ein Spiel des verwirrenden Körpertauschs endet mit einem Schalker Jahrhundertsieg.
Büskens, Reck und Mulder feiern ihren Husarenstreich, indem sie sich gegenseitig auf die Schultern genommen haben und nun als übermenschlicher Totempfahl vor Klinsmann einen Veitstanz aufführen.
Zurecht. Denn: Seit heute sind die drei der beste Trainer der Bundesligageschichte. Und vielleicht auch bald der neue Huub Stevens.
Klinsmann indes sieht so unglücklich und geschockt aus, als hätte er soeben erfahren, dass seine Frau in Wirklichkeit jahrelang Lothar Matthäus mit Sternkopf-Perücke, viel Make-Up und Frauenkleidern war.
Mit dieser transsexuellen Ausschweifung verabschieden wir uns.
Gute Nacht. Und: Sauft nicht so viel!
München: Butt - Lell (74. Borowski), Lucio, Demichelis, Lahm -
Sosa (69. Hamit Altintop), Ottl (46. Podolski), van Bommel, Ze
Roberto - Ribery - Toni. - Trainer: Klinsmann
Schalke: Neuer - Rafinha, Westermann, Krstajic, Pander (71.
Engelaar) - Kobiaschwili, Jones - Halil Altintop (65. Höwedes) -
Farfan, Kuranyi, Sanchez (88. Asamoah). - Trainer: Büskens
Schiedsrichter: Herbert Fandel (Kyllburg)
Tor: 0:1 Halil Altintop (21.)
Zuschauer: 69.000 (ausverkauft)
Gelb-Rote Karten: Jones wegen wiederholten Foulspiels (70.);
Ribery wegen wiederholten Foulspiels (76.)
Gelbe Karten: van Bommel (5/4), Borowski (5) - Krstajic (3),
Sanchez (2), Rafinha (10/1)
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